Sonntag, 24. Januar 2016
Kleinigkeiten, Teil II
* Es gab sehr wenige Vögel in Seoul. Man sah einige Spatzen und Tauben, aber damit hate es sich dann auch. Dafür gab es jede Menge Libellen. Wenn man morgens früh aufstand, konnte man sie fast schon in Schwärmen betrachten.

*Einparken war in Seoul Millimeterarbeit, die jeder mit einem Führerschein im Schlaf zu beherrschen schien. Nicht nur, dass die Wagen wie von Zauberhand gerade so dicht an einer Wand standen, dass der Fahrer noch irgendwie aussteigen konnte, nein, sie hatten auch keine Kratzer. Die Autos der Seoler waren ebenso Statussymbole wie in Deutschland. Da wurde geputzt, poliert, gepflegt und rücksichtsvoll gefahren. Es spielte auch keine Rolle, ob es Männlein oder Weiblein war, denn beide Geschlechter konnten gleichermaßen den engen Raum ausnutzen.

* Vorfahrt hatte derjenige, der sie sich nahm. Autos blieben auf Fußgängerüberwegen stehen, sie drängelten sich in eine kleine Lücke, sie zwängten sich zwischen Passanten hindurch. Trotzdem schienen alle Verkehrsteilnehmer die Situation gelassen zu nehmen.

* Seoul ist ein Beweis dafür, dass man in einer Millionenstadt keine Fußgängerwege braucht. Außerhalb der Hauptverkehrsstraßen sind Bürgersteige nur sehr selten anzutreffen – man hat keinen Platz dafür.

* Internet nimmt in Südkorea einen sehr wichtigen Stellenwert ein. So wichtig, dass es gut und gerne passieren kann, dass mal irgendwo in der Stadt plötzlich einen kostenlosen Wlan Hotspot hat. In den U-Bahnstationen sowie -wagons gibt es zudem Router, damit die Kunden zahlender Mobilfunkunternehmen auch brav weiterhin Empfang haben, wenn sie tief unter der Erde unterwegs sind.

Internetempfang in der Metro

* Als Moped-, Mofa- oder Motorradfahrer durfte man tun und lassen, was man wollte. Dies war zumindest bisher mein Eindruck. Sie fuhren in falscher Richtung durch eine Einbahnstraße (während die Polizei daneben stand), fuhren über den Bürgersteig, fuhren, trotz hohen Verkehrsaufkommens, quer über mehrere Spuren, fuhren bei Rot über die Ampel und blieben dann irgendwo stehen. Das schien niemanden zu kümmern.

* Koreaner schienen aus Zucker gemacht. Anders weiß ich diese panische Angst bei Regen, selbst in kleinsten Mengen, nicht zu erklären. Wenn es anfing zu regnen, machten einige clevere Geschäftemacher mal eben einen Verkaufsstand an einem Ausgang der U-Bahnstation auf und verdienten ordentlich Geld damit, Regenschirme zu verkaufen. Für all jene, denen das allerdings zu teuer war, blieb noch die Option lange genug im Untergrund zu bleiben, bis der Regen ganz aufgehört hatte.

* In Korea konnte man, obwohl die Koreaner ein ganz anderes Buchstabensystem verwenden, das europäische Alphabet nicht vergessen. Es war allgegenwärtig. Viele Läden trugen europäische Namen, wie beispielsweise Tous les Jours, Paris Baguette, Ediya Café. Einige Läden führten parallel Hangul und das europäische Alphabet.

* Betten sind in Korea härter als in Deutschland. Tatsächlich sind sie nur ein bisschen weicher als eine Joga-Matte auf einem Holzboden. Nach den viel zu weichen Matratzen in Neuseeland waren diese gepolsterten Bretter eine wahre Wohltat für jeden geschundenen Rücken. Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen.

* Nicht nur die Neuseeländer sind stolz auf ihre einheimischen Betriebe, auch das Label Made in Korea ist weit verbreitet – in Korea. Es ist nicht ganz so aufdringlich wie in Neuseeland, aber doch vorhanden. Die Seouler gehen so weit, es auf ihre Gullideckel zu drucken.

Proudly made in Korea

* Korea hat die Sommerzeit abgeschafft, wofür ich es liebe.

* Die Steckdosen in Korea sind den deutschen gleich. Das macht Reisen sehr einfach, denn man braucht keinen Adapter. Auch die Spannung ist gleich, so dass man seine elektronischen Geräte schnell und einfach geladen bekommt. Es gibt für gewöhnlich auch überall genug Steckdosen.

* Koreanische Toiletten und Toilettenpapier desselben Landes vertragen sich nicht so ganz. Tatsächlich ist es nicht möglich, das Papier runterzuspülen, weil man dann akut Gefahr läuft, dass es zu einer Verstopfung kommt. Stattdessen findet man in jedem Badezimmer große Mülleimer.

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